2. Workshop "Archive von unten" pdficon_large.gif

Berlin, 9. und 10. Juni 2005
Dokumentation Redaktion:Anne Vechtel, Archiv Grünes Gedächtnis

Inhalt

Begrüßung durch Christoph Becker-Schaum (Archiv Grünes Gedächtnis)

Donnerstag, 09.06.2005, 13 Uhr

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich darf Sie, Euch zu unserem zweiten Workshop "Archive von unten" begrüßen und freue mich, so viele Gesichter vom ersten Workshop wieder zu sehen. Ebenso freue ich mich über die neuen Gesichter in diesem Kreis. Ich entnehme dem, dass das erste Treffen vor zwei Jahren nicht in der schlechtesten Erinnerung geblieben ist und dass unsere Workshops einem Bedürfnis entsprechen. Sie sind zur Zeit der einzige Ort, das einzige Forum, wo wir in dieser Zusammensetzung als unabhängige, freie oder Bewegungsarchive zusammenkommen.

Anders als vor zwei Jahren haben wir uns dieses Mal nicht einen Durchgang durch das ganze Metier vorgenommen, sondern werden auf unsere Arbeit aus einem bestimmten Blickwinkel sehen, den wir sehr allgemein als "Produkte von Archivarbeit" bezeichnen. Es ist einfach so, dass viele KollegInnen in ihren Archiven, um ihre Einrichtungen aufrecht zu erhalten, um Förderungen zu erhalten, "Produkte" schaffen müssen. Das sind "Produkte" der unterschiedlichsten Art, Ausstellungen, Kataloge, Stadtführungen und vieles anderes mehr, die mehr oder weniger dicht mit den Kernaufgaben ihres Archivs verbunden sind. "Produkte von Archivarbeit" ist gedacht als ein Rahmenthema, in dem sich Fragen der Professionalität, des archivischen Selbstverständnisses und unserer Existenzbedingungen schneiden.

Wir haben im Frühjahr in einem Call for Papers zur Konkretisierung des heutigen Rahmenthemas aufgerufen, und ich darf mich bei allen bedanken, die auf diesen "Ruf" geantwortet haben und die mit ihren Beiträgen die inhaltliche Gestaltung unseres Workshops in die Hand genommen haben. Wir waren vom Rücklauf begeistert, weil die Themen wirklich interessant sind, und brauchten nur etwas zu gruppieren, um die fünf Panels für heute und morgen zusammenzustellen. Bei den ReferentInnen darf ich mich an dieser Stelle herzlich bedanken.

Ich möchte noch einen Blick auf unseren letzten Workshop zurückwerfen. Da war verschiedentlich der Wunsch nach einer Handreichung geäußert worden. Als wir, d.h. die OrganisatorInnen des ersten Workshops, uns nachher zu einer Besprechung zusammengesetzt haben, zu einer Auswertung und wie es weitergehen soll, war es so, dass wir eine Arbeitsgruppe bilden konnten, die diese Handreichung erarbeiten wollte. Die Texte "stehen" seit Juli letzten Jahres und sind mittlerweile auf der Homepage der beteiligten Archive "im Netz". Ich würde mich freuen, wenn wir ein Feedback erhalten könnten. Wir haben bewusst erst mal keine Broschüre daraus gemacht, so dass der Text relativ einfach überarbeitet und verbessert werden kann. An dieser Stelle mein Danke schön an die Arbeitsgruppe.

Die Vorbereitung unseres Workshops heute und morgen basiert auch auf dem Engagement dieser Arbeitsgruppe. Mein Dank geht namentlich an Dorothée Leidig und Jürgen Bacia vom afas in Duisburg und an Ursula Nienhaus vom FFBIZ-Archiv.

Mein Dank geht ferner an die StudentInnen in unserem Archiv, an Anna von Behr, Anja Dahmen, Tassilo Margraf, Uta Kirchner und Bettina Rid, die es übernommen haben, die einzelnen Workshops zu protokollieren. Wir wollen mit Hilfe ihrer Protokolle eine Tagungsdokumentation erstellen und die Ergebnisse unseres Workshops sichern.

Schließlich möchte ich mich noch bei meinen KollegInnen hier im Hause bedanken und besonders bei Anne Vechtel, die immer dafür gesorgt hat, dass alles, was zur Vorbereitung und zum Gelingen unseres Workshops nötig ist, auch getan wurde. In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein gutes Gelingen.

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Workshop 1: Erschließungsprojekte in Bewegungsarchiven

Donnerstag, 09.06.2005, 14.00 - 16.00 Uhr; Moderation: Robert Camp, Archiv Grünes Gedächtnis Vorstellung des Online-Katalogs des Archivverbundes Archiv³ (www.archiv3.org) ReferentInnen: Eva Danninger (Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile Lateinamerika e.V.) und Viktor Wesselak (Archiv³)

Abstract

Im internationalistischen und entwicklungspolitischen Bereich sind bis heute in verschiedenen Städten Archive und Dokumentationszentren entstanden. Im Herbst 1998 haben sich elf dieser Archive zu einem Verbund zusammengeschlossen, um ihre Arbeit effizienter zu gestalten und besser zu koordinieren: Archiv³ Kooperation Dritte Welt Archive. Im Jahr 2004 ist es gelungen, die bisher nur lokal nutzbare, von allen Archiven gemeinsam erarbeitete Datenbank auch im Internet zugänglich zu machen. Die Webpräsentation besteht hauptsächlich aus der Online-Datenbank und erleichtert außerdem den Kontakt mit den Archiven, die bisher einzeln viel schwerer im Netz aufzufinden waren.

Vorstellung beim Workshop

Der Archivverbund ist ein Zusammenschluss von insgesamt 11 Initiativen aus dem Bereich Dritte-Welt-Bewegung/Internationalismus zu einem gemeinsamen Portal mit Online-Katalog.

Aufbau und Handhabung

Einheitliche Erfassungs- und Verschlagwortungsregeln sind Voraussetzung. Erarbeitet wurde bzw. wird ein einheitlicher Thesaurus und einheitliche Verschlagwortung bei dezentraler Erfassung. Ein Stammdatensatz für jedes Objekt, um Dubletten zu vermeiden. Etwa 150.000 Objekte: Zeitschriften, Bücher, Aufsätze, graue Literatur, sind nicht nur bibliografisch erschlossen, sondern auch inhaltlich über Thesaurus/Schlagwörter. Thesaurusaufbau: Oberbegriff - Unterbegriff - Schlagwort, darüberhinaus gibt es auch freie Schlagwörter und Länderindizes. Der Internetauftritt bietet auch die Möglichkeit, Dokumente elektronisch zu bestellen und dann zum Selbstkostenpreis per Post zugeschickt zu bekommen. Durch den Internetauftritt scheint der generelle Trend zu geringerer Präsenznutzung bei den Dritte Welt Archiven kompensiert werden zu können.

Diskussion

In der Diskussion wurde die eher dokumentarische Arbeitsweise des Archivverbundes herausgestrichen. Die Materialien werden wie Einzeldokumente verzeichnet. Inhaltliche Zusammenhänge in Form von thematisch organisierten Ordnern werden nicht abgebildet. Problematisiert wurde die Frage der Handhabung des Copyrights und der Vervielfältigungsrechte bei Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln. Vorstellung zur Erschließung der Sammlung der Anti-Apartheid-Bewegung (ABB) im afas. Ein Blick in die Werkstatt

Referentin: Dorothée Leidig (Archiv für alternatives Schrifttum (afas), Duisburg)

Abstract

In den Jahren 1999 und 2000 hat das afas von der Anti-Apartheid-Bewegung (AAB) in Bonn über 1.000 Ordner und Schuber mit Unterlagen aus 20 Jahren aktiver Solidaritätsarbeit übernommen. Dazu kamen rund 15 Kisten mit Büchern, Broschüren, Fotos, Tondokumenten, losen, ungeordneten Dokumenten und Kampagnenmaterialien. Diese Sammlung sehr disparater Materialien, deren ursprüngliche Systematik im Laufe der Jahre zunehmend aus den Fugen geraten war, haben wir in den Jahren 2002 - 2004 erschlossen. Wie uns dies mit archivarischen Grundregeln und Kreativität gelungen ist, welche Probleme wir nicht lösen konnten und wie das Ergebnis aussieht, möchten wir vorstellen.

Vorstellung beim Workshop

Die übernommene Sammlung bestand aus rund 1000 Ordner und Schubern aus 20 Jahren aktiver Solidaritätsarbeit und ca.15 Kisten mit Büchern, Broschüren, Fotos, Tonkassetten und ungeordneten Dokumenten und Kampagnenmaterialien. Insgesamt beläuft sie sich auf ca. 100 Regalmeter. Zwischen dem afas und der AAB wurde bei der Übernahme ein Vertrag geschlossen, der regelt, dass die RechtsnachfolgerInnen der AAB im Falle einer afas Auflösung gefragt werden müssen, was mit ihren Dokumenten geschehen soll.

Zustand der Sammlung

Schwerpunkt der AAB waren immer Aktionen, Dokumentation der Aktionen war zweitrangig / AAB hatte anfangs ein wohldurchdachtes System, das zwar im Lauf der Jahre an Stringenz verlor, weil viele Leute für kurze Zeiträume, z.B. für Kampagnen in der Geschäftsstelle arbeiteten, aber immer noch eine grobe Orientierung bot. Hilfreich waren verschiedenfarbige Rückenschilder und Länderkennungen / Ordner enthielten alles von Korrespondenz über handschriftliche Notizen, Flugblätter, Protokolle, Zeitschriften, Broschüren, Plakate, Fotos

Bearbeitung

Die Abholung in Bonn regelten 3 Personen, wobei die Ordner vor dem Verladen durchnummeriert und in Duisburg in dieser nummerischen Reihenfolge wieder aufgestellt wurden. Die Überlegung dahinter war, so wenigstens zusammenhängende Nester, eine Minimalordnung, erhalten zu können. Da die Ordner jedoch schon in der AAB mehrfach durchgemischt worden waren, waren die sinnvollen Nester sehr klein. Immerhin konnten einige der großen Zusammenhänge ungefähr erhalten bleiben. Eine Konkordanzliste wurde erstellt. Zu den Bearbeitungsschritten: Zunächst nahmen wir formal alle Rückentitel mit der AAB-Altsignatur in unsere Datenbank auf. Dabei hegten wir die Hoffnung, eine Hilfestellung für die Strukturierung zu bekommen. Diese Hoffnung erfüllte sich nicht, wohl aber wurden wir allmählich mit der Sammlung vertraut. Danach versuchten wir eine Annäherung über inhaltliches Verständnis. Die Erstellung von Findbüchern für die Vorstands- und Mitgliedsordner war hier von großer Bedeutung. Sie verschaffte uns einen inhaltlichen und chronologischen Überblick. Danach erstellten wir aus den Findbüchern thematische Auswertungen zu den wichtigsten Themen, woraufhin die Neuaufstellung der Ordner nach Themengebieten erfolgen konnte. Anschließend erfolgte die Erschließung der Ordner Stück für Stück, etwa nach folgendem Schema: Entnahme von Broschüren, Zeitschriften und Aufnahme in die Kataloge; Fotos und Plakate mit Herkunftsvermerk, aber ohne weitere Behandlung in Plakatschrank bzw. Archivschrank, im Datensatz Vermerk über Entnahme, im Ordner u.U. ebenfalls Vermerk. Danach legten wir thematisch übereinstimmende oder verwandte Ordner zusammen. Dabei wurde die Ordnung innerhalb der einzelnen Abteilungen möglichst beibehalten, bei größeren Beständen erhielt jede Abteilung ihren eigenen Datensatz, kleinere Bestände wurden in einem Datensatz erfaßt. Nach und nach Erstellung einer freien Schlagwortliste, mit deren Hilfe schließlich unser Thesaurus erweitert werden soll, hier ein Beispiel: Altsig. AAB.418 (LG Bonn 1984-86) / Neusig. AAB.40 und AAB.41 (Zimbabwe, sehr detailliert erschlossen) / Neusig. AAB.173 (PAC mit Hintergrundinformation)

Diskussion

In der Diskussion stellte sich die Frage, was mit dem Material geschieht, das persönlichkeitsrechtlich brisant ist. Sehr Vieles berührt Persönlichkeitsrechte, was für das afas eine arbeitsintensive Durchsicht vor Nutzung zur Folge hat. Vorstellung der Bilddatenbank "Bilder aus der Frauenbewegung 1848-1968"

Referentin: Cornelia Wenzel (Archiv der deutschen Frauenbewegung)

Abstract

Die Bilddatenbank entstand unter Federführung des Archivs der deutschen Frauenbewegung in Zusammenarbeit mit sechs anderen frauengeschichtlich bedeutsamen Archiven und vereint als sachthematisches Inventar eine Auswahl (insgesamt 2762 Bilder) aus deren Beständen. Neben den digitalisierten Bildern enthält sie Informationen zu Bildgröße, Herkunft, Rückseitenbeschriftung u.v.m. Die Datenbank konnte durch eine Förderung der Volkswagen Stiftung realisiert werden und liegt als CD-ROM vor.

Vorstellung beim Workshop

Die Foto-CD Bilder aus der Frauenbewegung war ein Kooperationsprojekt verschiedener Archive, das auf Initiative und unter Federführung des Archivs der deutschen Frauenbewegung in den Jahren 1999 bis 2001durchgeführt und von der Volkswagen Stiftung finanziert wurde (im damaligen Programm Archive als Fundus der Forschung). Es wurde ein gemeinsames sachthematisches Inventar in Form einer Datenbank mit integrierten Digitalisaten der Bilder erstellt. Dafür stand eine Stelle für 20 Monate zur Verfügung, was für die Datenbankerstellung ausreichte, nicht aber für die Umsetzung als CD-ROM. Dies wurde im Anschluss als Eigenleistung des Archivs der deutschen Frauenbewegung erbracht. In der Datenbank wird eine Auswahl (die meisten der beteiligten Archive verfügen über erheblich mehr Bilder) von 2762 Bildern aus der Geschichte von Frauenbewegung und Frauenverbänden in Deutschland aus dem Zeitraum 1848 bis 1968 vorgestellt (zeitlicher Schwerpunkt: Fotographien 20. Jahrhundert, aus dem 19. einige Lithographien). Die Originale (Fotos, Dias, Zeitungsausschnitte, Postkarten und Drucke) befinden sich in sieben verschiedenen Einrichtungen: im Archiv der deutschen Frauenbewegung in Kassel, unter dessen Federführung diese CD-ROM entstand / im Archiv des Deutschen Evangelischen Frauenbundes in Hannover / im Archiv des Katholischen Deutschen Frauenbundes in Köln / im Helene-Lange-Archiv im Landesarchiv Berlin / im Archiv des Lette-Vereins / im Archiv des Pestalozzi-Fröbel-Hauses / im Archiv der Alice-Salomon-Fachhochschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik. Die Rechte an den Bildern liegen nach wie vor bei den jeweiligen Archiven, mit denen Interessierte auch jeweils die Nutzungsbedingungen absprechen müssen.

Die Datenbank enthält:

Portraits von Verbandsfunktionärinnen sowohl der verschiedenen Frauenverbände (konfessionelle Frauenverbände, Vereine und Verbände der bürgerlich-gemäßigten, der bürgerlich-radikalen und der proletarischen Frauenbewegung) als auch der Berufsverbände (z.B. Verband Weiblicher Angestellter, Akademikerinnenbund etc). Fotos aus dem Berufsleben: Politikerinnen, Lehrerinnen, Ärztinnen, Botanikerinnen, Juristinnen, Fotografinnen, Buchbinderinnen, Sekretärinnen, Telefonistinnen ... Besonders aufschlussreich sind in diesem Zusammenhang Fotos aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg als Frauen in allen vormals unüblichen Feldern eingesetzt wurden. Hier finden sich Fotos von Schornsteinfegerinnen, Straßenbahnschaffnerinnen und ähnlichem, aber auch aus der Rüstungsindustrie, wo Frauen beim Granatendrehen zu sehen sind. Fotos von Einrichtungen der Verbände: Heime, Schulen und Krankenhäuser, Kinder- und Säuglingsheime, Mütterheime, Altersheime und Schülerinnen- bzw. Studentinnenwohnheime, Ausbildungsstätten für Kindergärtnerinnen, Hortnerinnen und Wohlfahrtspflegerinnen, elektro-technische Assistentinnen, Chemielaborantinnen und ähnliches mehr. Fotos von Kongressen, Tagungen und Versammlungen der Vereine und auch von besonderen Aktivitäten, wie etwa dem Empfang ausländischer Delegationen oder einer Pilgerreise nach Rom.

Technische Daten

Die Bilder wurden zunächst sicherheitsverfilmt (Auflage der Volkswagen Stiftung), dann digitalisiert und in die Datenbank eingefügt. Die Verfilmung wurde als Langzeitspeicherung auf Ilford Micrographic Farbfilm durchgeführt, so dass sowohl die in modernen Farbfotos wie auch die in alten Abbildungen enthaltenen Farbinformationen (Braunstich) erhalten bleiben. Der Film liegt in Streifen à 4 Bilder, je 2 Streifen eingeschoben in zwei Taschen, verpackt in DIN A 6 Papiertaschen (archivgerechtes Material) vor. Falls also im Notfall auf die Verfilmung zurückgegriffen werden muss, müssen kleine Filmrollen durchgespult werden, wobei leicht Beschädigungen durch Zerkratzen entstehen. Die Digitalisierung erfolgte auf Kodak Photo CD, wo die Bildinformationen mit 2400 dpi gescannt und mit fünf verschiedenen Auflösungsstufen abgespeichert wurden. Die Umwandlung von der Kodak Photo CD in jpg-Format erfolgte in einem automatisierten Verfahren, bei dem alle Fotos leicht aufgehellt wurden. Es liegt jeweils eine Fassung in geringer Auflösung vor (72 dpi, niedrige Auflösung), die in die Recherchedatenbank integriert wird und lediglich Informationszwecken dient. Die anderen Auflösungsstufen sind für Reproduktionen vorgesehen, hier kann je nach Nutzungszweck auf verschiedene Auflösungsstufen zurückgegriffen werden. Dieses Verfahren wurde bereits von der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt/Main. im Rahmen eines Projektes zur Erfassung und Sicherung des Bildbestandes der Deutschen Kolonialgesellschaft angewandt und hat sich dort gut bewährt.

Erfassung und Erschließung

Ziel der Erfassung war, möglichst alle auffindbaren Daten zu den Bildern zu sichern, von der Bildgröße bis zur rückseitigen Beschriftung, von der Datierung bis zur Identifikation der abgebildeten Personen, Gebäude etc. Allerdings war der Aufwand, der für Recherche von Informationen, die nicht direkt am Bild vorhanden waren - also oftmals vor allem Datierung und Personenidentifikation - zwangsläufig begrenzt. Von den beteiligten Institutionen wurde hier zum Teil Zuarbeit geleistet, letztlich konnte aber vieles nicht verifiziert werden.

Problemfelder

  1. Uneinheitlichkeit der Vorlagen Die Datenbank enthält Bilder verschiedenster Art: Lithographien, Drucke, Postkarten, Farb- und sw-Aufnahmen in Form von Kleinbilddiapositiven und Abzügen in unterschiedlichstem Papierformat (von Passbildgröße bis über DIN A 4) und Papierqualitäten. Auch die Bildqualität ist äußerst unterschiedlich, einmal aufgrund des Alters der Bilder, zum anderen weil es sich bei einem nicht unerheblichen Teil der Fotos um Reproduktionen aus historischen Zeitschriften und Büchern handelt, die nicht mehr im Original, sondern lediglich in dieser reproduzierten Form vorliegen. Um für die Verfilmung zumindest das Problem der unterschiedlichen Bildgrößen zu kompensieren (und damit die Kosten im Rahmen zu halten) wurden die Papierabzüge mit Filmoplast-Selbstklebeband bzw. ph-neutralem Nassklebeband auf säurefreien archivgerechten DIN A 4 Karton befestigt. Damit wurde zugleich auch die Voraussetzung für die zukünftige Aufbewahrung der Fotos in Archivkartons geschaffen. Rückblickend muss gesagt werden, dass vor allem die Verarbeitung mit Nassklebeband sich nur bei alten Fotos auf massivem Fotokarton bewährt hat. Neuere Reproduktionen werden durch die Feuchtigkeit leicht wellig. Inzwischen wurde im Archiv der deutschen Frauenbewegung dazu übergegangen, die Bilder nicht mehr aufzukleben, sondern zusammen mit dem Karton in einer säurefreien Hülle zu bewahren. Wenn genügend finanzielle Ressourcen vorhanden sind, empfiehlt es sich, besonders Großformate zusätzlich zum hier geschilderten Verfahren individuell zu scannen, um Verlusten an Bildinformationen vorzubeugen.

  2. Differenzen in der Erfassung und Erschließung Die Kriterien der Erfassung, also Ansetzungsregeln und Erschließungstiefe versuchten wir, im vorhinein festzulegen, im Laufe der Arbeit hat sich jedoch gezeigt, das hier einiges revidiert werden musste. Die Bestände des DEF und des KDFB wurden nacheinander vor Ort, in Hannover bzw. Köln, bearbeitet, die der Berliner Einrichtungen - weil es sich um weniger Material handelte - nach Kassel transportiert. Die Abarbeitung der Bestände nacheinander erschien zunächst sinnvoll und war auch aufgrund der regionalen Verteilung vorgegeben. Im Nachhinein hat sich das jedoch insofern als hinderlich erwiesen, als dadurch unterschiedliche Anforderungen in der Beschreibung der Bestände erst nach und nach sichtbar wurden und notwendige Abstimmungen und Korrekturen im Nachhinein vorgenommen werden mussten (Beispiel Aufnahmeform von Trägerorganisationen: bei konfessionellen Einrichtungen oft nicht am Namen erkennbar, bei anderen schon). Es scheint uns deshalb sinnvoll, bei zukünftigen Projekten zunächst eine Teilmenge aus jedem Bestand auszuwählen und daraus die Kriterien zur Erfassung und Erschließung zu entwickeln; das erfordert allerdings größeren organisatorischen Aufwand.

  3. Software Zur Erstellung der Bilderdatenbank wurde das Programm FELICITAS gewählt, mit dem im Archiv der deutschen Frauenbewegung seit Anfang der 1990er Jahre gearbeitet wird. Es handelt sich dabei um ein Dokumentenverwaltungsprogramm mit sehr variablen Feldgestaltungsmöglichkeiten und integrierten Thesauri, das Modul zur Einbindung von Bildern war zu Projektbeginn in der Entwicklung und auch tatsächlich 2001 in wesentlichen Teilen einsatzbereit. Dann jedoch meldete die Firma Insolvenz an. Mit Ende des Projektes befanden wir uns daher in der Situation, dass die Datenbank auf dem Rechner des Archivs der deutschen Frauenbewegung vorlag - allerdings in einem Programm, für das es keinen support mehr gab - und dass sie nicht wie geplant als CD publiziert werden konnte, weil die vorgesehene Programmierung in eine CD-fähige Form von der Firma nicht mehr vorgenommen wurde. Die alternative Publikation im Internet scheiterte an der Ablehnung einiger Kooperationspartnerinnen, vor allem aufgrund ungeklärter Copyrightsfragen. Alle ins Auge gefassten anderen Programme waren nicht finanzierbar, eine Lösung wurde erst Ende 2004 gefunden, als sich ein Kontakt zur Uni Würzburg ergab, mit deren Hilfe nun im Frühjahr 2005 endlich die CD erscheinen konnte.

Fazit

Ein Kooperationsprojekt ist immer ein Abenteuer. In diesem Fall war es das in besonderem Maße, weil sich alle Beteiligten auch mit den Objekten der Bearbeitung - Bildern - auf neues Terrain begeben hatten. Keine von uns hatte Erfahrungen in diesem Bereich. Trotz der Informationsbeschaffung bei anderen, erfahreneren Einrichtungen mussten daher manche Pannen überwunden werden und konnte manches erst im Prozess der Entstehung geregelt werden. Dennoch liegt nun, wenn auch nach erheblicher Verzögerung, das Ergebnis vor. Wir haben als Ergebnis nicht nur eine Bilderdatenbank, sondern auch eine Menge neuer Erfahrungen und Erkenntnisse gewonnen. Die CD kostet 15,- Euro und ist zu beziehen über das Archiv der deutschen Frauenbewegung, und v.a. über Frauen- und Geschlechterforschungsnetzwerke.

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Workshop 2: Web-Präsentationen

Donnerstag, 09.06.2005, 16.30 - 18.00 Uhr; Moderation: Andreas Kaiser, Archiv Grünes Gedächtnis Vorstellung der Web-Site: www.jugendopposition.de

ReferentInnen: Inga Jochimsen (Bundeszentrale für politische Bildung) und Tom Sello (Robert-Havemann-Gesellschaft)

Abstract

Im Mittelpunkt des Multimediaprojektes stehen die Aktivitäten von Jugendlichen gegen die Diktatur in der DDR, beginnend mit den Protesten gegen die Biermann-Ausbürgerung 1976 bis zur friedlichen Revolution 1989, verdeutlicht an 16 biografischen Porträts, ergänzt durch Interviews mit rückblickenden Einschätzungen. Eine ausgewogene Mischung aus Texten, rund 400 Fotos, Faksimiles von Originaldokumenten sowie ca. 60 Video- und Audiosequenzen wird angeboten.

Vorstellung beim Workshop

Die Seite www.jugendopposition.de ist Produkt einer Kooperation zwischen der Bundeszentrale für politische Bildung und der Robert-Havemann-Gesellschaft. Inhaltlich geht es um die Geschichte junger Menschen und ihre Aktionen gegen die politischen Verhältnisse in der DDR, z.T. sekundär auch um die Gegenmaßnahmen. Die Seite wurde für den Grimme-online-Preis nominiert.

Zielgruppe

Zielgruppe sind Jugendliche ab 15 Jahren, sowie die Multiplikatoren, die mit dieser Gruppe arbeiten. Die Materialien sollen möglichst verständlich und einem breiten Publikum zugänglich sein. Jugendliche sollen durch nicht-traditionelle Medien erreicht werden, auch mit anschaulichem Material über Menschen, die so alt sind wie sie selbst. Hier wird auch der Versuch unternommen, mit der schwierigen Rolle von Lehrern als Zeitzeugen umzugehen. So stehen Lehrer aus dem Osten vor dem Konflikt, eventuell mit ihrer eigenen Anpassung an das System konfrontiert zu werden und Lehrer aus dem Westen mit ihrer Etablierung in Westdeutschland und möglicherweise ihrer Idealisierung der DDR.

Seitenaufbau

Die Seite ist multimedial aufgebaut mit Text, ca. 400 Photos, Audio- und Videodokumenten. Die Hauptnavigation ist narrativ chronologisch sortiert, von den Protesten gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann 1976, über Aktionen der Friedensgemeinschaft Jena 1981-1983 und über die Arbeit der Umweltbibliothek Berlin 1986 bis zur friedlichen Revolution 1989. 60 Zeitzeugeninterviews sind entsprechend zugeordnet. Zusätzlich Informationen zum internationalen Kontext werden angeboten.

Service

Bei Artikeln gibt es eine Versand- und Kommentarfunktion. Zusätzlich werden didaktische Materialien für Multiplikatoren in Form von Arbeitsblättern und weitere Literaturhinweise angeboten.

Evaluation

Die qualitative Auswertung der Nutzung ist noch nicht möglich. Der quantitative Zugriff erfolgt bisher vor allem auf Photos.

Finanzierung

Die Webpräsentation wird zu 20% von der Robert-Havemann-Gesellschaft und zu 80% von der Bundeszentrale für politische Bildung getragen. Die Ausgaben für Rechte an Materialien, die nicht aus dem eigenen Bestand stammen, stellen den Großteil der Kosten dar. Die Infrastruktur als Multimedia-Seite ist darüber hinaus sehr teuer

Diskussion zur politischen Bewertung der Kooperation und zur Nutzung der Site

Kritische Fragen an die beiden ReferentInnen danach, wie die Kooperation entstanden ist, welche Diskussionen es im Vorfeld gab, ob es vorstellbar ist, dass die Bundeszentrale etwas Vergleichbares zur Opposition in Westdeutschland unterstützt. Die Antworten der ReferentInnen: Es wurden verschiedene Kooperationspartner angesprochen. Die Inhalte der Site wurden von der Havemann-Gesellschaft bestimmt, die es eher so einschätzt, dass die Bundeszentrale instrumentalisiert wurde, um Inhalte zu transportieren, die vorher nicht transportiert wurden. Es ist vorstellbar, dass es 2008 zum Jubiläum der '68 Bewegung auch bei der Bundeszentrale eine Konjunktur zur westdeutschen Opposition geben wird. Eine weitere kritische Frage thematisierte die inhaltliche Ausrichtung auf Jugendopposition im Osten, während die westdeutsche Vergangenheit, hier z.B. Berufsverbote, RAF, APO, beim Engagement der Bundeszentrale für politische Bildung eher unterbelichtet bleibt. Die Webpräsentation beinhaltet eine politische Setzung, so die Robert-Havemann-Gesellschaft, wobei es darum geht, was mit dieser Setzung gemacht und wie sie als Diskussionsgrundlage genutzt wird. In einem Diskussionsbeitrag wurde die Wandlung der Bundeszentrale von einer sehr konservativen zu einer thematisch interessanten Institution gewürdigt. Ein Kommentar machte auf die Einseitigkeit bei der Kooperation mit staatlichen Behörden aufmerksam. Diese Kooperationen machten es aber überhaupt erst ermöglicht, so der Gegenkommentar, bestimmte Inhalte darzustellen und wurden als Chance begriffen, Widersprüche in die Gesellschaft zu tragen. Positiv wurde bewertet, dass Zeitzeugen damals und heute befragt wurden. Die Erfahrung mit der Nutzung der Site zeigt, dass interessierte Jugendliche die Seite ansprechend finden. Eine weitere Frage bezog sich auf das Ende der Kooperation. Die Seite ist nicht unendlich erweiterbar. Nach Ende der Kooperation werden höchstwahrscheinlich DVDs als Beleg und Dokumentation produziert. Über eine Kommentarfunktion können Nutzer Anregungen gegeben, die im Redaktionsteam diskutiert werden, die Inhalte werden aber von der Havemann-Gesellschaft gewahrt bzw. redaktionell bearbeitet werden. Die Kommentare der Nutzer sind nicht einsehbar, was bei dem dafür notwendigen großen Aufwand nicht geleistet werden kann.

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Workshop 3: Zur Situation freier Archive in Zeiten knapper werdender Mittel. Erfahrungsaustausch und Ausblick

Donnerstag, 09.06.2005, 19.00 - 21.00 Uhr; Moderation: Jürgen Bacia, Archiv für alternatives Schrifttum (afas)

Einleitung

In den letzten zwei Jahren ist ein Prozeß zu beobachten, der die Frage nach der Zukunft von Bewegungsarchiven aufwirft. So wurde z. B. das ID-Archiv in Amsterdam aufgelöst, das Archiv soziale Bewegungen in Baden wurde mit drastischen Kürzungen konfrontiert und das APO-Archiv in Berlin ist nur noch durch ehrenamtliche Tätigkeit aufrecht zu halten. Der Workshop soll deshalb ganz besonders der politischen und finanziellen Bestandsaufnahme, dem Austausch zwischen den Archiven und der Entwicklung von Überlebensstrategien in Zeiten finanzieller Engpässe dienen.

Alle teilnehmenden Archive berichteten über ihre Bestände, ihre Projekte und ihre Finanzierung. Fast alle Teilnehmenden mussten von finanziellen Einbußen und ihrer Suche nach alternativen Finanzierungsstrategien berichten.

Angesprochene Problemfelder

  • Mittelkürzungen bei gleichzeitiger Zunahme der zu archivierenden Bestände. So gibt es seit einigen Jahren zunehmend digital generierte Dokumente, deren Archivierung bisher von freien Archiven kaum problematisiert wird.
  • Aktuelle digitale Dokumente sind keine per se gesicherten Dokumente. Die nachträgliche Digitalisierung von Originalen ist keine nachhaltige Sicherung, sie schont Dokumente aber und macht sie leichter handhabbar etc.
  • Die bloße Lagerung des Materials ohne Bestandsbearbeitung und Bestandssicherung macht keinen Sinn. Der Verfall der Materialien ist so nicht aufzuhalten. Für die Nutzung der Archivalien durch die Öffentlichkeit reicht eine bloße Bestandssicherung ebenfalls nicht aus.
  • Die Projektmittelförderung ist an die Gegenfinanzierung durch die Bewegungsarchive gebunden. Sie kann nur noch selten gewährleistet werden und fällt als Finanzierungsstrategie zunehmend aus.

Bereits praktizierte Überlebensstrategien und anvisierte Möglichkeiten

  • Übergabe der Bestände an staatliche oder kommunale Archive, so gerade vom Köln-Archiv praktiziert, das seinen Bestand an das historische Archiv der Stadt Köln übergeben hat.
  • Stiftungsgründung, wie vom Archiv der deutschen Frauenbewegung in Kassel praktiziert, um für private StifterInnen attraktiver zu werden.
  • Kooperationsprojekte mit Forschungseinrichtungen oder Stiftungen, wie z.B. die VW-Stiftung oder die DFG, die ein Projekt zur Internetarchivierung u.a. des Grünen Gedächtnisses mit finanziert und Kooperationen wie die zwischen der Robert-Havemann-Gesellschaft und der Bundeszentrale für politische Bildung, die mit Archivalien der Robert-Havemann-Gesellschaft eine thematische Website produziert hat.
  • Bessere Vernetzung der Bewegungsarchive, um den Informationsfluss über Finanzierungsstrategien etc. zu verbessern und die politische und archivfachliche Lobbyarbeit zu intensivieren.

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Workshop 4: Ausstellungen

Freitag, 10.06.2005, 10.00 - 12.00 Uhr; Moderation: Hanneliese Palm, Fritz-Hüser-Institut Dortmund Vorstellung der Plakatausstellung "Grüne Anschläge. 25 Jahre Grüne Plakatkunst" und der Wanderausstellung "25 Jahre Partei Bündnis 90/Die Grünen"/"20 Jahre grüne Bundestagsfraktion"

Referentin: Anne Vechtel (Archiv Grünes Gedächtnis)

Abstract

Thematisiert werden zwei Ausstellungen, die beide aus Anlass des 25. Geburtstages der Grünen entstanden sind: Die Plakatausstellung: Grüne Anschläge. 25 Jahre grüne Plakatkunst und die Wanderausstellung: 25 Jahre Grüne. Diese Ausstellungen unterscheiden sich grundsätzlich. Ein Bericht aus der Produktionswerkstatt soll die Kontexte beleuchten, in denen diese Ausstellungen entstanden sind, Einblick in die Planung und Durchführung der konkreten Arbeit z.B. an einem Hängungsplan für Exponate oder der Gestaltung einer Ausstellungstafel geben und die Nutzung der Ausstellungen nach der eigentlichen Produktion thematisieren.

Vorstellung beim Workshop anhand eines Leitfadens

Was waren die Anlässe, wer hatte aus welchen Gründen Interesse an diesen Ausstellungen? / Wie wurde der Produktionsprozess organisiert und wie umgesetzt? / Welche Bedeutung haben diese Ausstellungsproduktionen für das Archiv?

Zur Plakatausstellung "Grüne Anschläge. 25 Jahre Grüne Plakatkunst"

Anlässe und Interesse

  • 25 jähriges Bestehen der Partei Bündnis 90/Die Grünen stand im Januar 2005 an die Heinrich-Böll-Stiftung als parteinahe Stiftung wollte sich mit Ausstellungen an diesem Ereignis beteiligen
  • Gestaltung der öffentlichen Räumlichkeiten der Stiftung an 2 Standorten in Berlin mit einem Ausstellungssystem, das für Wechselausstellungen geeignet sein sollte, nach einheitlichem Konzept, um Außendarstellung der Stiftung zu verbessern
  • Verbesserung bzw. Gestaltung der Büroflure für die MitarbeiterInnen

Wie wurde der Produktionsprozess organisiert und wie umgesetzt?

  • Arbeitsgruppe bestand aus Öffentlichkeitsarbeit der Stiftung und dem Archiv. Federführung lag beim Archiv

Konzeptentwicklung:

  • Zielgruppen: BesucherInnen der Stiftung und veranstaltungsbegleitend für Teilnehmende an Bildungsveranstaltungen der Stiftung / TeilnehmerInnen von Führungen des Archivs zu thematischen Schwerpunkten
  • Thema: Grüne Bildsprache. Kontinuität und Wandel über Wahlplakate und Themen- und Kampagnenplakate. Thema offen gehalten für thematische Ausarbeitungen für Führungen vom Archiv
  • Präsentationsform: Reine Bildpräsentation mit zusätzlichen Visitenkarten pro Plakat, die nur Infos zu Hrsg., Anlass, GrafikerIn und Quellennachweis enthalten
  • Ausstellungstechnik: vorgegeben durch Räumlichkeiten und bereits vorhandene Rahmen: festinstallierte Rahmenausstellung mit Option Wechselausstellung
  • Kalkulation: Gesamtbudget: 6000 Euro, davon ca. 58 % (3500 Euro) für Leistungsgesamtpaket (24 Rahmenkauf, Montage von insgesmt 64 Rahmen, Rahmung, Visitenkarten), ca. 33 % (2000 Euro) für Vernissage, ca. 7 % (400 Euro) für Repros und Zukauf von Plakaten

Nur ungefähre Größenangaben zum Zeitplan möglich, da Ausstellungsprojekt zusätzlich erarbeitet wurde: Antragstellung im April 2003 und Vernissage im Oktober 2003; Personal: 1 Archivmitarbeiterin für 3 Monate mit 3/4 ihrer Arbeitszeit.

Werkstattbericht: Auswahl der Plakatmotive am PC in einer Datenbank ohne Bild, hatte zur Folge, dass Überarbeitung nach inhaltlichen und grafisch-ästhetischen Gesichtspunkten notwendig wurde. Die Auswahl musste mit dem Hängungsplan für Räumlichkeiten und den Ausstellungsbesuchsgewohnheiten von BesucherInnen in Übereinstimmung bringen. Eine zweite Überarbeitungen war notwendig. Recherche nach Daten für Visitenkarten besonders zu den Angaben der Grafik war notwendig;

Fazit: Ausstellung von Originaldokumenten, die als Dubletten vorlagen, in Ausnahmefällen wurden Repros angefertigt und waren Zukäufe nötig.

Zur Wanderausstellung "25 Jahre Partei Bündnis 90/Die Grünen" / "20 Jahre grüne Bundestagsfraktion"

Anlässe und Interesse wie bei Plakatausstellung, zusätzlich: 20 Jahre Grüne Bundestagsfraktion im März 2003, die Fraktion wollte ihre Arbeit präsentieren

Wie wurde der Produktionsprozess organisiert und umgesetzt?

  • Arbeitsgruppe bestand aus Öffentlichkeitsarbeit der Bundestagsfraktion und Archiv der Stiftung, das die Federführung hatte

Konzeptentwicklung

  • Zielgruppen: veranstaltungsbegleitender Einsatz der Ausstellung , d.h. Zielgruppen von Parteiveranstaltungen, der Bundestagsfraktion und der Stiftung
  • Thema: Politikfelder der Bundestagsfraktion und die Anfänge der Grünen, d.h. die Geschichte der Bundesrepublik ab Mitte der 1970er Jahre und die Formierungsphase der Partei von 1979-1983
  • Präsentationsform: gleichgewichtige Bild-Textpräsentation, um für die unterschiedlichen Bedürfnisse von VeranstaltungsbesucherInnen ein Angebot zu haben
  • Ausstellungstechnik: räumlich flexibles, inhaltlich offenes, also modulares System, das System war in Grundzügen von Bundestagsfraktion vorgegeben
  • Kalkulation: Budget für 1 Aufsteller im Format 2 x 2,20 m mit einer Kunststoppdruckfahne: ca. 2200 Euro, davon ca. 50 % Technik (1100 Euro), ca. 34 % (750 Euro) Grafik, ca. 15 % (340 Euro) Digitalisierung

Ebenfalls nur ungefähre Angaben zum Zeitplan für 11 Aufsteller möglich: Zeitplan 3 Monate; Personal: 3 ArchivmitarbeiterInnen, MitarbeiterInnen der Öffentlichkeitsarbeit der Bundestagsfraktion, 1 Werkvertrag Recherche Bilder etc;

Werkstattbericht: inhaltliches und gestalterisches Konzept im Team erarbeitet, wobei Grundzüge durch Bundestagsfraktion vorgegeben waren. Wie bei Plakatausstellung ständiger Reflexions- und Überarbeitungsprozess von inhaltlicher Aussage und Dokumentenlage; Modellbau mit Papier, Schere und Kleber, Überarbeitung der Modelle nach gestalterisch-ästhetischen Gesichtspunkten mit Grafikerin, zum Schluss Textproduktion und Texteinbau

Fazit: Eine letztlich von Grafikerin am PC produzierte Ausstellung, Abbildung von Originaldokumenten; Alle Dokumente mussten in digitaler Form vorliegen, abhängig vom Thema lagen mehr oder weniger Dokumente bereits digital vor.

Bedeutung dieser Ausstellungen für das Archiv Grünes Gedächtnis

  • Ausstellungen konnten teilweise fast ausschließlich aus Archivbeständen bestückt werden, d.h. die beiden Ausstellungen passten zu den Beständen des Grünen Gedächtnisses
  • Sammlung bzw. Archiv bekannter Bestände vervollständigt und Anteil der digitalisierten älteren Dokumente bedeutend erhöht
  • Archiv als Ausstellungsproduzentin bekannt, neues Terrain betreten, einige Folgeaufträge direkt nach Ausstellungseröffnung

Politische Diskussion und Tipps für die Verbesserung der Nutzung

Die Frage nach dem Geschichtsbewußtsein einer Partei und der Funktion, die ein parteinahes Archiv in diesem Kontext hat, wurde diskutiert. Die Ausstellungen sind Teil der Öffentlichkeitsarbeit der Stiftung und der Bundestagsfraktion, was ihnen den Vorwurf der Gefälligkeitsausstellungen für die Grünen eintrug. Der Vorwurf der inhaltlichen Vereinnahmung der Neuen sozialen Bewegungen durch die Grünen wurde erhoben. Gefragt wurde auch danach, ob von Anfang an eine parteiische Darstellung geplant war? Und ob es im Vorfeld auch Überlegungen gegeben hat, die Arbeitsgruppe um ExpertInnen von aussen zu erweitern? Beide Ausstellungen wurden bisher nicht in Katalogform dokumentiert, was unbedingt nachgeholt werden sollte, für die Verbesserung der Nutzung von außen aber auch als Dokumentation der eigenen Archivarbeit. So ist z. B. eine Dokumentation auf CD bzw. als elektronischer Katalog eine leicht zu realisierende Variante zum klassischen Katalog. Die Werbung für die Plakatausstellung müsste gezielter gestaltet werden, z.B. bei Grafikstudiengängen der Berliner Hochschulen. Präsentation der Ausstellung "Der Mut der Wenigen"

Referent: Tom Sello (Matthias-Domaschk-Archiv, Berlin)

Vorstellung beim Workshop

Anlass für die Ausstellung war der 25ste Jahrestag der Ausbürgerung von Wolf Biermann. Das Thema wurde aufgegriffen nachdem klar wurde, dass die Medien es nur unter dem Aspekt "Der Vorgang der Ausbürgerung Biermanns" darstellen und keine Infos über die Proteste gegen diese Ausbürgerung geben würden. Es sollten unterbelichtete Aspekte der Diskussion über die Opposition in der DDR in den Vordergrund gerückt werden und die Archivalien des Archivs eingesetzt werden.

Werkstattbericht

  • Materialien vorhanden, kleine Ausstellung geplant, Recherche: Materialien des Archivs und zusätzliche Forschung in der Gauck-bzw. Birthler-Behörde
  • Zunächst Ausstellung im Berliner Ensemble geplant, entsprach dann aber doch nicht den Vorstellungen des Archivs (Umstände nicht passend), deshalb Entschluß: Wanderausstellung (Schulen und Theater)
  • Finanzierung: Stiftung Aufarbeitung übernahm die Kosten (6500 DM) und stellte teilweise das Ausstellungssystem, Archiv machte die Arbeit
  • Inhalt: 3 Einführungstafeln (Grundinfo Ausbürgerung; Proteste der DDR-Prominenz); Rest: Hauptthema (Aktionen + deren Folgen)
  • Fehler: Rechtschreib- und andere Fehler auf jeder Tafel; Schrift zu weit unten auf den Tafeln plaziert, deshalb schwer lesbar.Vorteile: Aufstellersystem sehr praktisch (leicht, einfach aufzubauen und gut zu transportieren)
  • Werbung: im Rahmen der Feier zum Jahrestag der Gründung des Archivs - Ausstellung in der Gauck-Behörde und bei der langen Nacht der Museen. Ausstellung bislang nur im Osten, im Westen wäre auch erwünscht
  • Organisation komplett selbst
  • Begleitmaterial und Dokumentation: Auf Anregung der AusstellungsbesucherInnen Broschüre zum Thema "Was wurde aus den Leuten, die protestiert haben?". Kosten für Broschüre so hoch wie für Ausstellung. Jede Ausstellungstafel ist auf CD gespeichert- leichtes Nachproduzieren möglich und zugleich praktische Dokumentation
  • Kostenfrage bei Ausstellungen: Veranstalter sollen möglichst Kosten übernehmen. Viele Fragen zu Preis des Ausstellungssystems

Vorstellung des Ausstellungsprojektes "30 Jahre Berliner Anti-Gewalt-Politik" Referentin: Ursula Nienhaus (FFBIZ-Archiv)

Abstract

Thematisiert werden soll der langwierige Prozess einer Ausstellungsvorbereitung mit den konkreten einzelnen Arbeitsschritten vorerst bis zur Sicherung der Finanzierung und Durchführung, d.h. etwa das erste Viertel einer Zweijahresplanung inkl. der Auflistung der danach weiteren nötigen Vorbereitungsaktivitäten.

Vorstellung beim Workshop

Idee, Anlass und Hintergrund

In den letzten Jahren haben wir die Archivalien mehrerer Berliner Antigewalteinrichtungen erschlossen; dabei erinnerten wir uns, dass sich 2006 das Internationale Tribunal "Crimes against Women" ebenso wie die Eröffnung des Ersten Frauenhauses in Berlin zum 30. Mal jährt. Unser Archiv wird nur bescheiden aus öffentlichen Mitteln bezuschusst und ist ständig in Gefahr, diese Unterstützung zu verlieren, weil Archivarbeit angeblich "nicht spektakulär" ist. Auf diesem Hintergrund haben wir eine - wenn nicht spektakuläre - so doch hoffentlich möglichst viel Aufsehen erregende Wander-Ausstellung "Dreißig Jahre erfolgreiche Antigewaltpolitik in Berlin" konzipiert mit der Vorstellung, dass der Prozess der Ausstellungsvorbereitung von Anfang an öffentlich und mit ständiger Erinnerung möglichst vieler Einzelpersonen und Organisationen mindestens für zwei Jahre lang Aufsehen erregen soll, d.h. wir wollen das Aufsehen dadurch erreichen, dass wir viel Kooperation erbitten, mit Unterstützungsbitten nerven etc., jedenfalls: im Gespräch bleiben. Ein solcher Anlass/Hintergrund dürfte anderen kleinen Archiven vertraut sein.

Konzept

Auf diesem Hintergrund formulierten wir schon im Dezember 2004 zunächst ein Grobkonzept und verbreiteten es sofort soweit wie möglich a) per e-mail, b) durch Verteilen während der Feier zur offiziellen Verleihung des Berliner Frauenpreises 2005 am 8. März und auf der Charlottenburger Frauenmesse sowie c) in weiteren Archiven und Bibliotheken der Stadt während der Recherchen zum Thema und d) beim 2005 gerade ins Leben gerufenen frauenpolitischen Beirat der Senatsfrauenverwaltung. Wichtig war uns bei der Handverteilung das direkte Feedback, also der Test der Resonanz und die vorerst mündlichen Erklärungen zur Kooperationsbereitschaft. Außerdem haben wir im Antrag an den Senat auf Zweijahreszuschuss für das Archiv für 2006 eine Honorarkraft zur Ausstellungsvorbereitung und -koordination verplant und tatsächlich bewilligt bekommen - allerdings mit der Folge, dass uns dieses Geld für kontinuierliche Archivarbeiten 2006 dann nicht zur Verfügung steht. Irgendeine bescheidene Ausstellung mit möglichst viel Kooperation müsste aber dennoch möglich sein.

Diskussion und Reflexion des Grobkonzepts

Hierzu beschäftigten wir zunächst drei Praktikantinnen mit der Erarbeitung und Zusammenstellung von Informationen zum Thema soweit a) bei uns selbst und b) in anderen Berliner Archiven und Bibliotheken vorhanden. Außerdem besuchten wir eine in Berlin im März 2005 gezeigte Ausstellung des Bonner Frauenmuseums zum Gewaltschutzgesetz und werteten den Besuch für unsere Reflexionen aus. Zugleich nahm ich Kontakt auf mit der Gruppe "Was sehen Sie, Frau Lot", die als Selbsthilfeprojekt sexuell missbrauchter Frauen eine große Kunst-Wander-Ausstellungs-Installation fertigte, um nach eventuellen Leihobjekten für unsere Ausstellung zu fragen. Es ergab sich: Leihobjekte von ihnen sind nicht sinnvoll: eher eine Parallelausstellung ihrer zu unserer Ausstellung, - dann in ihrer Kooperation mit "Wildwasser". Darüber informierte ich umgehend die Geschäftsführerin von "Wildwasser". Da also die ursprüngliche "Objekt"-Leihe-Idee nicht realisierbar war, wir aber an einer Nicht-Nur-Informations-Ausstellung festhalten wollten, mussten Alternativen gesucht werden. Das führte zur Absprache mit einer Malerin wegen Herstellung eines Tryptichons extra für unsere Ausstellung sowie zur Absprache mit einer Karikaturistin wegen Zeichenkursen begleitend zur Ausstellung. Außerdem sondierten wir in unserm Archiv, welche bildlichen Darstellungen und Gegenstände aus den eigenen Beständen sinnvoll die Informationen in der Ausstellung ergänzen könnten. Wegen der Präsentation von Informationen hatten wir vor Ort im Archiv der Böll-Stiftung ein Ausstellungs-Anschauungsobjekt, nämlich ein faltbares Ausstellungssystem einer Berliner Herstellerfirma.

Einwerbung eines kostenlosen Ausstellungsraums, Ideen zur Rauminstallation

Die Einwerbung eines ersten - kostenlos nutzbaren - Raumes gelang uns im März 2005 auf dem Hintergrund unserer 23jährigen Aktivitäten im Bezirk Charlottenburg durch Kooperation mit der dortigen Gleichstellungsbeauftragten und Bürgermeisterin. Der Festsaal Rathaus Charlottenburg wurde als Ort zum Beginn der Ausstellung fest vereinbart. Wir haben uns auch deshalb für ihn entschieden, weil im Rathaus mit dort vorhandenen Mitteln auch eine sehr viel bescheidener gestaltete Ausstellung möglich wäre, sollte uns die Einwerbung der geplanten zusätzlichen Gelder nicht gelingen; konkret: es gibt dort ein Ausstellungssystem und einige Ausstellungsvitrinen, die wir im Notfall leihen könnten. Beide eignen sich allerdings nicht für eine Wanderausstellung.

Antragstellung und Kalkulation

Für den Erwerb eines faltbaren Ausstellungssystems nach dem Muster des beim Grünen Gedächtnis bereits vorhandenen bereiteten wir einen Antrag beim Hauptstadtkulturfonds vor, weil erste Sondierungen in Berlin ergaben, dass hier dafür keine Mittel eingeworben werden könnten. Der Antrag an den aus Bundesmitteln gespeisten Hauptstadtkulturfonds setzte voraus, dass wir die Absprachen über einen Ausstellungs-Ort mit Beleg dokumentieren konnten. Allerdings hätten wir auch, ohne den ersten Ort zu kennen, keine Antragsplanung machen können, weil wir für den Antrag zumindest eine auf den Raum und seine Möglichkeiten bezogene Grobvorstellung der geplanten Installation brauchten. Wir haben uns einen so frühen Finanz-Antragstermin (April 2005, Entscheidung bis Ende Juni) vorgenommen, damit wir nach der Entscheidung knapp 1,5 Jahr zur Realisierung der Ausstellung mit Rahmenprogramm haben, was - nebenberuflich - sehr knappe Zeit ist.

Weitere Voraussetzungen für den Antrag

Erstellung einer ersten Arbeitsplanung (über 1,5 Jahre): was ist wann von wem zu tun? Auch diese Planung musste vor Einreichung des Finanzplanes fertig sein, weil dort eingereicht werden. Beginn der inhaltlichen und gestalterischen Konzeption mit Überlegungen zur Präsentation von Informationen, Bildern und Objekten (Skulpturen/Gegenständen). Auch der Beginn dieser Arbeiten ging dem Finanzierungsantrag notwendigerweise voraus, zumal Kostenvoranschläge eingeholt werden mussten sowohl für Kauf von Gegenständen als auch für Honorare für Arbeitsleistungen. Konkretisierung der Planung für Vorbereitung, Eröffnung, Begleitung der Ausstellung und die Erstellung eines Finanzplans sowie die inhaltliche Antragserarbeitung und deren konkrete Ausführung hielten uns bis zum 15.04.2005 in Atem. Insgesamt haben wir bis zur termingerechten Abgabe des 11fach ausgefertigten Antrags am 15. April 3,5 Monate Vorbereitungszeit gebraucht - unbezahlte Arbeit, versteht sich. Aber die dafür aufgewendeten Stunden haben wir in den Antrag als Teil unseres Eigenbeitrags aufgenommen. Unsere ständig verbreiteten Flyer enthalten natürlich die dringende Bitte um Spenden - wenigstens zur Anschaffung von Verbrauchsmaterial.

Diskussion und Tipps

Der Titel ist nicht eindeutig formuliert. Da Gewalt gegen Frauen gemeint ist, sollte dies im Titel deutlich werden. Ein Beispiel vom Archiv soziale Bewegungen in Baden machte auf eine kostengünstige Ausstellungsausführung und Dokumentation aufmerksam: Ausstellungen als "Kneipendeko" in Kneipen mit potenziell interessiertem Publikum, verwendet wurden Ikea-Rahmen als Ausstellungssystem und eine Praktikantin erstellte die Ausstellung; Vorteile: Werbung entfällt, Bekanntheit des Archivs steigt. Ausstellungskatalog auf CD, die in Kneipen verkauft wird.

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Workshop 5: Publikationen

Freitag, 10.06.2005, 12.45 - 14.15 Uhr; Moderation: Günther Siedbürger, Hans-Litten-Archiv, Göttingen Vorstellung der Zeitschrift "Ariadne. Forum für Frauen- und Geschlechtergeschichte"

Referentin: Cornelia Wenzel (Archiv der deutschen Frauenbewegung, Kassel)

Abstract

Die Zeitschrift "Ariadne" wird seit 1985 vom Archiv der deutschen Frauenbewegung herausgegeben und behandelt in jedem Heft ein Schwerpunktthema aus der Frauen- und Geschlechtergeschichte. Der Vortrag wird sowohl die Intentionen der Zeitschrift wie auch technische und finanzielle Aspekte behandeln. Infos zur Zeitschrift und den bisher erschienenen Heften gibt es auch unter http://www.addf-kassel.de/publikationen/publikationen.html.

Vorstellung beim Workshop

Grundsätzliches

  • Die Zeitschrift spiegelt die Entwicklung und den Professionalisierungsprozess der Einrichtung, im Inhalt, in der Zielrichtung, in der Fertigung und im äußeren Erscheinungsbild.
  • gegründet 1985, damals mit dem Untertitel "Almanach des Archivs der deutschen Frauenbewegung", obwohl es nie ein Jahrbuch war, seit Mai 2001 (Heft 39) neuer Untertitel.
  • Zielsetzung zunächst: Frauengeschichte populär machen (daher kein wissenschaftliches Magazin) / Über Archiv-/Bibliotheksbestände informieren (Bestandslisten publiziert bis 1989 (Heft 15/16) / Material- und Geldspenden sammeln (nur in den ersten Heften) / Später stärkere Konzentration auf Wissenschaft; Bestandsinfos jetzt über Homepage; Spendenwerbung über Info
  • Zielgruppe: WissenschaftlerInnen, JournalistInnen, alle irgendwie an Geschlechtergeschichte interessierten, "die normale Frau" (Männer auch, aber erst später)
  • Namenswahl wegen der Assoziation "Ariadnefaden zur Frauengeschichte"

Entstehungsprozess eines Heftes

  • "Macherinnen": anfangs fast ausschließlich Eigenproduktion der Beiträge, ergänzt durch Artikel befreundeter Forscherinnen. Heute Entwicklung der Themen im Team, eine ist zuständig, Zusammenstellung der Beiträge über call for papers in den einschlägigen mailinglisten, um es breit zu streuen und kompetente WissenschaftlerInnen zu erreichen. Redaktion der Hefte jeweils eine aus dem Team und eine Fachfrau von außen.
  • Technik/Layout: Von Beginn an in Druckerei gedruckt, anfangs Papierlayout, seit 1988 am Computer getippt, aber noch geklebt, seit 1995 Computerlayout, mit Heft 37/38 (Doppelheft: Das Zwanzigste Jahrhundert) im Jahr 2000 neues Erscheinungsbild

Technische Daten

  • Bestandteile: Schwerpunktthema, Rezensionen, Dokumentationen (Reprints) N.N.: Selbstdarstellungen von Organisationen, In eigener Sache
  • Erscheinungsweise: 1985 - 1989 dreimal im Jahr (März, Juli, November), seit 1990 zweimal im Jahr (Mai und November), gelegentlich Doppelheft
  • Umfang: siehe Liste (24 bis 84 S.)
  • Auflage: 1000, davon knapp 500 Abos
  • Vertrieb: selbstorganisiert
  • Werbung: mailinglisten (H-Soz-u-Kult, Newsletter des AK Frauen- und Geschlechterforschung etc.) / Austauschanzeigen in der feministischen Presse
  • Finanzierung: Anzeigen, Verkauf, Subventionierung über Landeszuschuss (im Schnitt ein Heft pro Jahr finanziert, eines bezuschusst)
  • Verkaufspreisentwicklung: siehe Liste (2,50 bis 9,50)
  • Keine Honorare

Diskussion

Gute Möglichkeit, Teilergebnisse der Forschung einem breiten Publikum zu präsentieren, viele Beiträge von NachwuchswissenschaftlerInnen, Akzeptanz der Zeitschrift in Wissenschaft steigt, Zeitschrift wird zunehmend als Quelle genannt. Publikationen von Bewegungsarchiven. Eine Bestandsaufnahme

Referentin: Christoph Becker-Schaum (Archiv Grünes Gedächtnis)

Abstract

Wie präsentieren und profilieren sich Bewegungsarchive durch Publikationen? Von Beständeübersichten über Publikationen, die aus der politischen, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit der Archive hervorgegangen sind, bis zu Zeitschriften, die teils aus dem Engagement im Rahmen von politischer Bildung, teils aus eigener wissenschaftlicher Forschung hervorgegangen sind, reicht der Kranz archivischer Publikationen auch in den Bewegungsarchiven. Hier wird deshalb eine Bestandsaufnahme versucht, um die Rolle von Publikationen im Selbstverständnis der Bewegungsarchive näher bestimmen zu können.

Vorstellung beim Workshop

Präsentation der Ergebnisse einer Recherche in der vom Archiv Grünes Gedächtnis zur Vorbereitung des Workshops zusammengestellten Datenbank mit Adressen von ca. 100 Bewegungsarchiven. Die Recherche leitende Fragestellungen bezogen sich auf

  • die organisatorische Anbindung bzw. Trägerschaft des jeweiligen Bewegungsarchivs,
  • das Sammlungs- und Bestandsprofil,
  • das Profil des Bildungsangebots,
  • die Kooperationen mit anderen (Bildungs-)Einrichtungen, insbesondere mit Archiven und Volkshochschulen vor Ort,
  • die Art der Publikationen.

Ergebnis der Recherche

  • das Spektrum ist breit: von gar keiner Publikationstätigkeit bis zu wissenschaftlichen Zeitschriften,
  • Vielfalt der Publikationen: Textsammlung auf der Homepage, Newsletter, Ausstellungskataloge (häufigste Form der Archivpublikation), Editionen (sehr selten);
  • wo viele Lesungen stattfinden, gibt es nachgelagerte Publikationen, wo Kooperationen mit lokalgeschichtlicher Perspektive langfristig bestehen, kommt es zu lokalgeschichtlichen Veröffentlichungen, auch Reihen,
  • nicht das Bestandsprofil, sondern das des Bildungs- und Veranstaltungskonzepts ist relevanter Erklärungsfaktor für die Publikationstätigkeit und -häufigkeit,
  • die Durchführung von Ausstellungen führt relativ häufig dazu, dass auch Kataloge publiziert werden,
  • stabile Kooperationen mit kommunalen Einrichtungen sind für Publikationstätigkeit sehr nützlich, weil sie auch bei der Finanzierung zum Tragen kommen.

Welches Ziel verfolgt das Archiv Grünes Gedächtnis mit der anvisierten Publikation eines Jahrbuches?

Ziel ist ein wissenschaftlich wie populärwissenschaftlich ausgerichtetes Jahrbuch, mit einem Umfang von ca. 100 S., mit ISSN.

Inhalt

  • Aufsätze. 4 Beiträge à ca. 15 Seiten aus folgenden Sparten: wissenschaftlicher Aufsatz zu aktuellem Thema, populärwissenschaftlicher Aufsatz zu aktuellem Thema, Kurzfassung einer einschlägigen Dissertation (dabei ist auch an solche Dissertationen über die Grünen gedacht, die wegen nicht vorhandener Publikationsvorschrift in den USA und anderswo nicht im Druck erscheinen), Aufsatz einer NachwuchswissenschaftlerIn, die im Archiv geforscht hat, politisch-biografischer Aufsatz zu einer grünen PolitikerIn.
  • Rezensionen einschlägiger Neuerscheinungen und unkommentierte Liste von Neuerscheinungen einschließlich Veröffentlichungen grüner PolitikerInnen
  • Kurzberichte von Veranstaltungen, Kolloquien etc. mit zeithistorischem oder gesellschaftswissenschaftlichem Interesse in Bezug auf die Grünen.
  • Vorstellung aktueller Archivierungsprojekte und neuer Findbücher durch ArchivmitarbeiterInnen.
  • Vorstellung eines Bestandes durch ArchivmitarbeiterInnen.
  • Vorstellung eines historischen Dokuments aus dem Archiv mit Repro und Interpretation.

Zielgruppe

NutzerInnen des Archivs, wie Studierende, WissenschaftlerInnen , die AktengeberInnen, Menschen, die sich für grüne Geschichte interessieren und grüne Parteimitglieder und PolitikerInnen.

Diskussion und Erfahrungsaustausch

Es gibt Archive, deren Kernaufgabe das Publizieren ist, die dafür angelegt werden, so z.B. Geschichtswerkstätten. Bewegungsarchive gehören nicht in diese Kategorie. Bewegungsarchive stehen dagegen vor dem Problem, dass von ihnen die Bewältigung vieler Aufgaben gleichzeitig erwartet wird: alle anfallenden Arbeiten im Archiv und darüber hinaus Publikationen. Die starke Publikationstätigkeit des Havemann-Archivs ist eher untypisch: es hatte seit Beginn 1992 die Möglichkeit, eine Schriftenreihe herauszugeben, demnächst erscheinen Bd. 10 und 11, intensivster Output von allen anwesenden Archiven.

Erfahrung des Havemann-Archivs:

  • zur Frage Selbst-/Fremdverlag: Aufwand bei Fremdherstellung nicht kleiner als bei Selbstherstellung, Ergebnis nicht besser sondern eher schlechter
  • das Eigeninteresse, Werbung zu organisieren, ist bei eigener Herstellung größer
  • für Rezensionen sind vor allem drei Medien wichtig: Neue Zürcher Zeitung, Spiegel Spezial, Sendung Kulturzeit; Beispiel Horch und Guck, Sonderheft 2003 zu Matthias Domaschk: Geld selbst beschafft, Zielgruppe Jugendliche, 2000 Exemplare hergestellt, kostenlose Abgabe, inzwischen vergriffen

Erfahrungen des Archivs der deutschen Frauenbewegung Kassel: Schriftenreihe läuft schlecht, Vertrieb problematisch bei Eigenproduktion, Verlagsausgabe verkauft sich besser

Viele Archive warnten vor der Kooperation mit Verlagen zusammen, bei denen es erfahrungsgemäß oft zu Fehlkalkulationen kommt. Als weitere Publikationsformen wurde auf z.B. CDs mit Fotos von zeitgeschichtlichen Ereignissen (Umbruch-Bildarchiv) und auf die einmal im Jahr produzierte Radiosendung (Radio Dreieckland) des Archis soziale Bewegungen in Baden aufmerksam gemacht. Und last but not least wurde von vielen unterstrichen, dass Publikationen das Selbstwertgefühl der ArchivarInnen verbessern.

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Abschlussrunde

Freitag, 10.06.2005; Moderation: Christoph Becker-Schaum, Archiv Grünes Gedächtnis

Rückmeldung zur "Praktischen Handreichung für Bewegungsarchive"

Nett, aber etwas banal. Erfahrung in Kommunalarchiven zeigt, dass etwas, was banal wirkt, längst nicht selbstverständlich ist. Sehr umfangreich, Dank für die viele Arbeit. Weitere Rückmeldungen und Verbesserungsvorschläge ans Archiv Grünes Gedächtnis schicken, besonders zum Bereich Photos. Publikation ist aktualisierbar und kann um neue Themen erweitert werden.

Rückmeldung zu den Workshops

Organisation

Gute Organisation. Organisation hat Spaß gemacht, weil verbindliche und konstruktive Zusammenarbeit. Zurückhaltung bei der Anmeldung durchaus positiv, weil mittelgroße Gruppe erst Workshopcharakter möglich machte. Erfahrungsaustausch ist zentrales Anliegen der Treffen, sollte deshalb nicht letzter Tagesordnungspunkt an einem langen Arbeitstag sein, was bei der Planung des 3. Workshops einkalkuliert werden sollte.

Inhalt

Treffen als wichtiges Forum für den Austausch geschätzt, stellt Gegengewicht zu dem Gefühl des Einzelkämpfertums dar, welches oft Praxis vor Ort begleitet. Angst vor den Verschleißerscheinungen der letzten 20 Jahre, die politisch disparate und thematisch unterschiedliche Entwicklungen hervorgebracht hat, deshalb werden Treffen im 2-Jahresrhythmus vorgeschlagen, damit der Kontakt gehalten werden kann.

Mögliche Agenda für 3. Workshop:

Rechtsfragen im Zusammenhang mit Tondokumenten, Filmen und digitalen Medien. Vorschlag, Juristen für Input in Workshops einzuladen. Gab Überlegungen im Vorfeld dieses 2. Workshops, zu jedem Workshopthema jemanden von einer "offiziellen Stelle" als ExpertIn dazu zuladen. So etwas braucht aber einen langen zeitlichen Vorlauf und konnte deshalb nicht realisiert werden. Zum ständigen und festen Thema sollte die Aussprache über das politische Selbstverständnis der freien Archive gehören. Der Austausch über den Umgang mit Mangel ist und bleibt wahrscheinlich in absehbarer Zeit das zentrale Thema und macht den Austausch über kleine Lösungsansätze um so wichtiger. Die Geldfrage sollte aber nicht nur als abstraktes Thema diskutiert werden, sondern auch unter dem Blickwinkel, wie wir uns als Menschen in der Situation fühlen. Die Diskussion über die politische und finanzielle Lage, die häufig die Überlebensfrage geworden ist, bei diesem Workshop war gut und wichtig. Vorschlag für gegenseitige Besuche auch zwischen den Treffen. Mehr Kommunikation zwischen den Treffen über allgemeine Entwicklungen, insbesondere Finanzierungs- und Kooperationsmöglichkeiten, um eventuell schnell unterstützend eingreifen zu können. Gemeinsame Internetseite könnte ein Tagesordnungspunkt für 3. Workshop sein.

Ideen zur direkten Verbesserung der Vernetzung

Die Seite www.bewegungsarchive.de ist gekauft. Auf ihr könnte die Vernetzung und Verlinkung der Archive stattfinden. Verweis auf 'Archive von unten', ein Webauftritt, der Neuigkeiten und Beiträge vom Archiv soziale Bewegung Bremen präsentiert. Kritischer Hinweis darauf, dass es, da es keine Bewegung gibt, auch kein "Zentralkomittee" für eine Internetseite geben sollte. Kritische Anmerkung dazu, dass so eine Seite nur unter großen Schwierigkeiten ohne feste Redaktion zu unterhalten ist. Alternativvorschlag zu einer eigenständigen gemeinsamen Seite wäre die Einrichtung eines Forums zu verschiedenen thematischen Bereichen auf einer Internetseite, welches dann den Austausch zwischen den Archiven direkt und einfach ermöglicht. Ein weiterer Vorschlag, sich gegenseitig durch Linksammlungen auf den jeweiligen Archivinternetseiten zu verlinken. Frage des Servers ist ein Politikum, da manche Archive die HBS zu bürgerlich finden und die Benutzung eines Servers dort für indiskutabel halten. Frage danach, was die HBS damit zu tun hat, wenn die Hauptdomäne bewegungsarchive.de ist ? Mit Server ist auch einfacher Wechsel z.B. zum Freiburger Archiv möglich. Pragmatischer Vorschlag für die sofortige Verbesserung der Vernetzung: Links zu anderen Archiven auf die eigenen Archivhomepages legen, zu interessanten aktuellen Ausstellungen oder wichtigen archivpolitischen Ereignissen. Als erster Schritt bleibt natürlich, sich gegenseitig per email auf Wichtiges aufmerksam zu machen.

Zukunft der Treffen

Vorschlag zu zentralen Themen, z.B. Finanzierung und Internet, Arbeitsgruppen bilden, die wie die Redaktionsgruppe "Praktische Handreichung für Bewegungsarchive" zwischen den zweijährigen Workshops arbeiten könnten. Vorschlag für ein kleines Treffen im Herbst. Interessierte melden sich bei Christoph, werden dann rechtzeitig informiert. Meinungsbild zu Netzwerktreffen im 1- oder 2-Jahresrhythmus brachte große Mehrheit für 2-Jahresrhythmus. Bevorzugter Termin Juni. Beim Ort könnte Rotation eingeführt werden, weil so auch andere Archivstandorte und Archive bekannter werden. Aber Berlin und HBS praktisch u.a. wegen der Bereitstellung der Räumlichkeiten und der Möglichkeit, die Organisation zu übernehmen.

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